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03. April 2020 - Vechta

Viel Lob für digitalen Unterricht

Schüler freuen sich trotzdem wieder auf Normalbetrieb

Unterricht ohne Schüler, keine Lehrer vor Ort, keiner darf in die Schule. Wie lief das Schulleben in den zwei Wochen vor den Osterferien? Wie funktionierte der Unterricht, wie das soziale Leben? Kann digitaler Unterricht den persönlichen Unterricht ersetzen? Nicht ganz, sind sich alle Fachleute einig. Wie erlebten es die Oberschule Ludgeruschule und das Gymnasium Liebfrauenschule? Das Schulleben ist schnell erklärt: Es fiel aus. Keine Schüler, keine Lehrer, nur ein Mitglied der Schulleitung sei vormittags im Haus gewesen, sagt Clemens Feldhaus, Rektor der Ludgerusschule. Und dennoch lief der Unterricht weiter.

René PartmannGroßansicht öffnen

René Partmann, Konrektor der Ludgerusschule, hält von zu Haus den Kontakt mit seinen Schülern und Kollegen.

Schon bevor die Landesregierung Mitte März die Schulschließungen angeordnet hatte, hatte die bischöfliche Schulstiftung St. Benedikt in Absprache mit den Direktoren ihrer neun Schulen beschlossen, den Unterricht trotz Kontaktsperre digital komplett weiterzuführen, erklärt Stiftungsvorstand Heinrich Blömer. „Alle Lehrkräfte müssen mit ihren Klassen jeden Schultag Kontakt halten. Unsere Schulen arbeiten intensiv nach dieser Vorgabe und fordern den Kontakt ihrer Schüler ein“, hat er es beobachtet. Viele Lehrkräfte telefonieren auch mit ihnen. Wie gut das funktioniert, zeige die Rückmeldung einer Schule: Nur acht von ca. 600 Schülern hätten sich dort in den ersten Tagen nicht gemeldet, sagt Blömer.   
 
Die Ludgerusschule hatte noch Glück gehabt. Die Schulschließungen aufgrund der Corona-Krise haben die kirchliche Oberschule nicht unvorbereitet erwischt. Seit eineinhalb Jahren beschäftigt sich hier eine Steuerungsgruppe mit dem Thema digitalem Unterricht. Vom ersten Tag der Schulschließung an konnte sein Kollegium loslegen, sagt Feldhaus. Alle machten mit. Über das Tool MS Teams stehen alle Klassenlehrer mit ihren Schülern in Kontakt. „Es funktioniert jeden Tag besser,“ freut er sich. Bis auf Kunst und Werken seien fast alle Fächer möglich, selbst Sport lasse sich digital umsetzen. Alba Berlin hat es vorgemacht und viele Nachahmer gefunden. „Wir haben den Schüler so viel Stoff zur Verfügung gestellt, dass einige schon stöhnten,“ lacht er. Die Kollegen selbst bilden sich ständig in Videokonferenzen fort. An der letzten hätten wohl zwanzig Personen teilgenommen. Über MS Teams bearbeiten sie die Aufgaben. Koordiniert werden sie von Konrektor René Partmann. Selbst Sprachaufzeichnungen seien kein Problem, erklärt der Englischlehrer. Doch bei aller guter Technik: „Wir vermissen unsere Schüler und den Kontakt zu ihnen.“ Das soziale Miteinander fehle. „Alle freuen sich darauf, wenn es wieder normal weitergeht.“

Ähnliche Erfahrungen in der Liebfrauenschule
Ähnliche Erfahrungen hat auch Oberstudiendirektor Johannes Funken gemacht. Jetzt in den Osterferien hat der Leiter der Liebfrauenschule Zeit, eine Elternumfrage zum digitalen Unterricht auszuwerten. 24 Elternvertreter der Jahrgänge 5 – 12 hatte er angeschrieben und um Rückmeldung geben. Drei Viertel haben geantwortet - die meisten sehr ausführlich, freut sich Funken. Die Eltern zeigen sich durchweg sehr dankbar dafür, dass der Unterricht aus der Distanz weitergeführt wurde. Es gab übereinstimmend das Feedback, dass es gut und wichtig war, die Kinder mit Aufgaben zu versorgen, damit nicht der Eindruck eines permanenten Ferienmodus entstehe. „Eine sinnvolle Beschäftigung in dieser turbulenten Zeit gibt den Kindern Struktur und Sicherheit. Die Zeit war gut ausgefüllt, die Eigenständigkeit wurde gefordert, aber nicht überfordert und rein technisch und organisatorisch sind viele total begeistert, was alles, vor allem durch die Tablets, möglich ist“, heißt es in einer Rückmeldung. Alle hätten Verständnis dafür, dass die Situation auch für die Lehrer neu sei, schrieb ein Elternteil aus der Jahrgangstufe 6 und dankte für den „guten Notfallplan in dieser außergewöhnlichen Situation.“

Die Aufgaben seien offensichtlich gut zu bewältigen und die Kommunikation über Iserv habe gut funktioniert, auch wenn der Server zeitweise überlastet war, hört es Funken immer wieder. Doch viele Eltern merkten auch, dass sie mit der „Schule daheim“ deutlich mehr selbst gefordert sind, vor allem bei den unteren Jahrgängen. In höheren Jahrgängen zeige es sich, dass leistungsstärkere Schülerinnen mit dieser Situation besser zurechtkommen als leistungsschwächere. Und die Schule solle bedenken, dass die technischen Voraussetzungen in den einzelnen Elternhäusern unterschiedlich seien. Deswegen solle sie sich bei den Schülerinnen danach erkundigen, damit keine Nachteile für einzelne entstünden, mahnte ein Elternvertreter an. Die Schülerinnen würden sich zwar gegenseitig viel helfen und austauschen, doch sie vermissen sehr den direkten Kontakt untereinander, hört es Funken immer wieder. „Wenn die Schule wieder anfängt, sollten wir zu Beginn den Raum gegeben, um in der Schule und mit den Schülerinnen die angespannte und als bedrohlich empfundene Situation zu besprechen“, hat er es sich vorgenommen.

Ludger Heuer