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11. Juni 2022 - Wilhelmshaven, Hannover

Schülerprotest gegen Unterfinanzierung freier Schulen

Cäcilienschule zeigt Flagge vor dem Landtag in Hannover

Seit acht Jahren erleben freie Schulen eine Unterfinanzierung durch das Land Niedersachsen. Personalkosten werden nur zu 75 Prozent finanziert, Gebäudekosten müssen die Träger ohne Landesmittel finanzieren, Sachkosten werden gar nicht erstattet, die Schulsozialarbeit ist nicht ausreichend refinanziert, bei vielen Förderprogrammen und dem Einsatz von Landesbeamten gibt es eine Schlechterstellung gegenüber öffentlichen Schulen. „Jetzt reichts´“, dachten sich Schülerinnen und Schüler der Cäcilienschule. „Wir fahren nach Hannover.“

Diskussion mit dem Kultusauschuss unter Leitung von Christian WeritzGroßansicht öffnen

Diskussion mit dem Kultusauschuss unter Leitung von Lasse Weritz. Mit einigen Schüler u.a. auf dem Bild (v.l.) die MDL´s Björn Försterling, Volker Bajus und Christa Schüssler. Hinten Uwe Kathmann, Vorstand der Schulstiftung St. Benedikt.

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Diskussion im Kultusausschuss

Gruppenfoto mit Abgeordneten vor dem LandtagGroßansicht öffnen

Gruppenfoto mit Abgeordneten vor dem Landtag: Unten hocken v.l. Björn Försterling, Volker Bajus, Lasse Weritz und Claudia Schüssler. Rechts am Rand (v.l.) Günter Barkam, Uwe Kathmann und Christian Wiswe.

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Mit drei Bussen fuhren sie am vergangenen Freitag los. 130 Schülerinnen und Schüler der 10. und 11. Jahrgänge. Tagelang hatten sie Plakate und Transparente vorbereitet. Ein Teil der Gruppe konnte sich als Zuhörer bei der Sitzung des Kultusausschusses anmelden. Dafür mussten sie morgens schon um 6.00 Uhr starten. Auf der Tagesordnung standen u.a. zwei Anträge, die eine finanzielle Besserstellung freier Schulen zum Inhalt hatten. Der Antrag der FDP stammt aus dem Jahr 2020 und wurde schon mehrfach beraten. Der Antrag der Regierungskoalition beruht auf einem Absichtspaper, dem Letter of Intend, das die Arbeitsgemeinschaft freier Schulen (AGFS) mit Vertretern der Großen Koalition erarbeitet hatte. Im Anschluss an die Sitzung lud der Ausschussvorsitzende Lasse Weritz (CDU) die Schüler zu einer Diskussionsrunde ein. Von der Gelegenheit, die Abgeordneten mit Fragen über Schulfinanzierung zu löchern, machten sie in der folgenden Stunde regen Gebrauch.  

Gute politische Lehrstunde
„Die Ausschusssitzung war uns alle für alle eine Premiere und eine gute Lehrstunde in Politik“, sagte Oberstudiendirektor Günter Barkam, Leiter der Cäcilienschule. „Ich fand es sehr spannend, leider wurde vieles vertagt,“ fasste die siebzehnjährige Michelle Tönnies ihre Eindrücke zusammen. „Teilweise sind typisch politische Antworten gekommen, aber man konnte schon sehen, dass es Fortschritte gab.“ Ihr Klassenkamerad Ilias Raptis meinte: „Man hat gemerkt, dass Politiker versuchen, es allen Recht zu machen.“ Er fand aber, dass sie es richtigmachen und Ahnung haben von dem hätten, was sie machen.

„Sie haben die richtigen Fragen gestellt und uns teilweise richtig ins Schwitzen gebracht“, gab Lasse Weritz zu. „Da brauchen wir uns um den politischen Nachwuchs keine Sorgen zu machen.“ Den Schüler dankte er ausdrücklich für ihr Kommen und ihr Interesse an politischer Arbeit.  Der Letter of Intend werde in nächsten Landtag weiterbearbeitet, versprach er ihnen, denn „wir müssen anerkennen, dass die grundlegende Finanzstruktur freier Schulen nicht mehr ausreichend ist.“

Auch Christa Schüssler (SPD) und Björn Försterling (FDP) begrüßten das Engagement der Wilhelmshavener Schüler. Den Unmut der freien Schulträger könne sie gut verstehen, gab Schüssler zu. „Die Schüler waren super vorbereitet und haben sehr gute Fragen gestellt“, zollte ihnen Försterling Respekt.  „Wir wollen, dass alle Schüler gleich viel Wert sind. Es kann nicht sein, dass das Land mit jedem Schüler, der eine freie Schule besucht, Geld spart.“  

Fahne hochgehalten für alle freien Schulen
Er habe bei der Beratung keine Stimme gegen eine bessere Finanzierung freier Schulen gehört, sagte  Uwe Kathmann, Vorstand der Schulstiftung St. Benedikt. „Aber wir wünschen uns eine schnellere Umsetzung von Reformen. Wir können nicht noch einmal acht Jahre warten.“ Die vorliegenden Anträge seien nur der erste Schritt. Es fehlte noch die Verbindlichkeit in Form eines Gesetzes. Mit dem Besuch hätten die Wilhelmshavener Schüler die Fahne hoch gehalten für alle freie Schulen, sagte Kathmann, der auch Vorstandsmitglied der AGFS ist. „Der Besuch der Wilhelmshavener Schule war erfolgreiche Lobbyarbeit,“ räumte MDL Volker Bajus (Grüne) ein. „Daher müssen wir weiter kämpfen“, gab Christian Wiswe, Vorstand der freien Waldorfschule Hannover-Bothfeld, den Ball für weitere Aktionen an andere freie Schulen weiter. Über 500 gibt es von ihnen in Niedersachsen, etwa zehn Prozent der niedersächsischen Schüler werden hier beschult.

Ludger Heuer