Marie-Madeleine Krause und Willi Schlüter lasen abwechselnd aus Anne Franks Tagebuch. Und obwohl sie dabei ihre Plätze wechselten und unterschiedliche Positionen einnahmen, hatte man dennoch den Eindruck, dass Anne selbst die Vorleserin war. Sogar als Marie-Madeleine Krause nahe an die Zuschauer herankam und alte jiddische Lieder sang, die sie selbst auf der Gitarre begleitete, hatte man das Gefühl, dass der Fluss des Tagebuchs nicht unterbrochen wird. Auf die Leinwand im Altarraum wurden Texte, Bilder und Filmsequenzen projiziert, die Stationen aus Anne Franks Leben und die Unmenschlichkeit und unfassbare Barbarei der Judenverfolgung und der Ausrottung von Menschen zeigten. Die Sequenzen und Bilder, u. a. des Konzentrationslagers Auschwitz, waren dabei so ausgewählt, dass das Grauen zwar nicht als erträglich erfahren wird, aber durch ihre Ungeheuerlichkeiten auch nicht in völlige Abwehr des Dargestellten umschlagen.
Am Ende der Lesung hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Doch diese multimediale Lesung hatte sie so betroffen gemacht und schockiert, dass keine einzige Frage gestellt werden konnte.