Navigationsmenüs (Musterschule)

Pressemeldung

Zurück

16. März 2023

Was ein harmloses Hundebild mit sexuellem Missbrauch zu tun hat

Lehrkräfte der Marienschule werden in Präventionsschulung sensibilisiert

Prävention ist keine leichte Kost. Wer sich damit beschäftigt, muss in Themen wie Kindeswohl, sexuelle Bildung, Vernachlässigung, Täterprofile und Machtmissbrauch einsteigen. Hat es einen Vorfall gegeben, muss klar sein, wie ein Krisenmanagement abläuft und welche Hilfen und Anlaufstellen es gibt. Im Idealfall verhindert eine gute Prävention alles. Aber auch die muss man erlernen und sich selbst und sein Umfeld regelmäßig sensibilisieren.

Hund gemalt bei FortbildungGroßansicht öffnen

Nur ein Hund ist von vorn gemalt, die meisten schauen nach links. Es ist immer eine Frage der Perspektive, erfahren die Kursteilnehmer der Präventionsschulung.

12 Stunden dauern solche Präventionsschulung. Die Schulstiftung St. Benedikt hat sie verpflichtend gemacht für alle Lehrkräfte ihrer Schulen. Nach spätestens fünf Jahren erfolgt eine kürzere Auffrischungsschulung. Beauftragt hat sie Schulstiftung dafür die Katholischen Freiwilligendienste im Oldenburger Land, einen der wenigen Anbieter auf diesem Gebiet.

Die Referentinnen Jennifer Falkenau und Kerstin Wilken schonen ihre Zuhörer nicht. Vor allem die Fallbeispiele aus der Praxis gehen unter die Haut. Vor ihnen sitzen im Bether Haus Maria Einkehr 14 Lehrkräfte, die meisten von der Marienschule Cloppenburg. Alle hören konzentriert zu. Dann eine Auflockerungsübung. „Malt mir einen Hund. Egal, wie er aussieht,“ fordert Falkenau die Pädagogen auf. Alle schauen wieder etwas entspannter. Jeder malt, so gut er kann und zeigt den Hund in der Runde. Doch auch diese Übung hat ihren Sinn.

Die meisten Hunde schauen nach links, einige nach rechts. In Ausnahmefällen werden sie von vorn oder von oben gemalt. „Ihr habt alle einen Hund gemalt“, sagt Falkenau, „und alle sehen verschieden aus. Das richtige Bild gibt es nicht. Es ist immer eine Frage der Perspektive.“ Genauso sei es auch beim sexuellen Missbrauch. Es könne immer unterschiedliche Perspektiven und Auslegungen geben. Daher sei es wichtig, im Verdachtsfall keinen unüberlegten Aktionismus an den Tag zu legen. „Wenn es Anhaltspunkte gibt, sucht auf jeden Fall erst kollegiale Beratung.“ Wenn sich der Verdacht erhärte, müsse unter Umständen auch externe Hilfe geholt werden. Sexueller Missbrauch, macht die Sexualpädagogin ihren Zuhörern klar, kann überall geschehen: in der Kita, der Schule, in Familien, Sportvereinen, Kirche und einem Jugendtreff. „Ihr müsst überall die Augen aufhalten.“

Ihr Apell kommt an. „Diese Fortbildung sensibilisiert uns sehr, man überdenkt jetzt viel mehr sein Handel. Wir haben viele Beispiel aus der Praxis gehört,“ resümiert Jens Buschenlange, didaktischer Leiter der Marienschule, in der Pause. „Wir kennen jetzt im Ernstfall die Regelungen, die nötigen Schritte und Ansprechpartner. Die Schulung hat für uns einen großen Nutzen,“ pflichtet ihm seine Kollegin Sandra Bohmann-Laing bei. Leider gehöre Prävention nicht zur Standardausbildung von Lehrkräften, bemerken die beiden. „Sie sollte aber überall dort stattfinden, wo mit Kinder und Jugendlichen gearbeitet wird.“

Ludger Heuer