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26. September 2016 - Vechta

Inklusion ist aktives Verhindern von Exklusion

BBS Marienhain startet Projektwoche: Vorlesungserfahrungen in Uni-Atmosphäre sammelten die rund 660 Schülerinnen und Schüler der Berufsbildende Schule Marienhain (BBS) am Montag (26.9.). Die beiden Inklusionsexperten Prof. Dr. Timm Albers, Universität Paderborn, und Prof.'in Dr. Christine Meyer, Vechta, bildeten mit ihren Vorträgen den Auftakt zu einer BBS-Projektwoche.

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Prof. Timm Albers im Hörsaal der Uni VechtaGroßansicht öffnen

Unter dem Titel „Vielfalt - ein Leben lang“ beschäftigen sich die angehenden SozialassistentInnen, ErzieherInnen, AltenpflegerInnen und HeilpädagogInnen noch bis Freitag in Workshops mit zur Inklusion, mit der Frage, wie Inklusion funktioniert und sie im späteren Berufsleben einen Beitrag dabei leisten können. In einem Fachforum werden am Freitag zentrale Thesen diskutiert.
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Albers, Professor für Inklusive Pädagogik, referierte im Hörsaal der Universität Vechta vor allen Schülerinnen und Schülern über Chancen und Anforderungen einer inklusiven Frühpädagogik. Unter Inklusion versteht der gelernte Sonderpädagoge mehr als den richtigen Umgang mit Menschen mit Behinderung. „Inklusion kann als Prozess des Strebens nach größtmöglicher Partizipation und des aktiven Verhinderns von Exklusion verstanden werden“, definierte er. Inklusion beziehe sich auf verschiedene Dimensionen, es gehe auch um Geschlechter, Migration oder Menschen mit Fluchterfahrung. Exklusion bedeute, dass Menschen aufgrund von Barrieren ausgegrenzt würden. Ihn motiviere nicht das „denen helfen wollen“ an, sondern eine „Mitarbeit auf Augenhöhe“.

Inklusion an Experten auszulagern und auf wenige Stunden des Wochenplans in Kindertagesstätten und Schulen zu beschränken, mache keinen Sinn. Teams müssten sensibel sein, Ausschluss wahrnehmen und im Alltag zu verhindern versuchen. „Man kann Freundschaft nicht erzwingen, aber Spielsituationen schaffen, an den alle teilnehmen können“, erklärte er.

Albers begrüßt den Ansatz der BBS, bereits in der Ausbildung Kooperationen zwischen Berufsausbildung und universitären Studiengängen zu suchen. Ihm sei wichtig, dass inklusive Prozesse auf allen Ebenen einsetzen müssten: Bei Haltung und innerer Einstellung, auf Ebene der Zusammenarbeit mit anderen und auf der konzeptionellen Ebene. So könne dann auch gesamtgesellschaftlich etwas passieren. „Es gibt keinen sozialwissenschaftlichen Studiengang, der ohne Inklusion auskommen darf“, sagte der Professor.

Albers referierte über positive Interaktionsprozesse in der Peergroup, Akzeptanz und die Wahrnehmung, dass man akzeptiert wird. „Was ist normal?“ fragte Albers immer wieder in seinem Vortrag und sprach sich dafür aus, Stereotype zu hinterfragen. Warum dürften Jungs nicht Prinzessin spielen und Mädchen nicht Ritter werden wollen? „Ratgeber und Patentrezepte machen bei Inklusion keinen Sinn.“ Der Familienvater warb dafür, Teams zu nutzen, um mit verschiedenen Dimensionen auf Situationen zu schauen. Dabei gehe es ihm nicht um Präsentation von Expertenwissen, sondern mehr um unterschiedliche Blickwinkel. Er vertraue auf die kommende Masse gut ausgebildeter, neuer Mitarbeiter in sozialen Systemen. Da entstehe eine kritische Masse. Alle müssten sich für Inklusion auf den Weg machen, um verkrustete Systeme zu durchbrechen. „Das machen wir immer schon so, ist der Todesstoß für Inklusion.“

Johannes Hörnemann/ Pressestelle Bischöflich Münstersches Offizialat