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09. Oktober 2014 - Vechta

Der Klimawandel ist real

15. Religionslehrertag beschäftigt sich mit Folgen und Verantwortung

Der Klimawandel ist eine moralische und spirituelle Herausforderung und er verletzt christliche und menschliche Grundwerte, wozu die Kirche nicht schweigen darf. Mit diesen Thesen eröffnete der Osnabrücker Sozial- und Umweltethiker Prof. Dr. Andreas Lienkamp den Hauptvortrag zum Klimawandel beim 15. Religionslehrertag an der Universität Vechta.

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Berät die Deutsche Bischofskonferenz in Umweltfragen: Prof. Dr. Andreas Lienkamp

Seit dreißig Jahren organisieren die Universität und das Bischöflich Münsterschen Offizialat diese Veranstaltung. Über 120 Lehrkräfte aus dem Oldenburger Land nahmen daran teil. Am Nachmittag konnten sie sich in zehn verschiedenen Workshops dem Thema annähern. Mit einer Bühnenperformance zum Tagungsthema „Ist Gottes Schöpfung noch zu retten?“ stimmten Schüler des Laurentius-Siemer-Gymnasiums in Ramsloh die Teilnehmer auf den intensiven Tag ein.

Der menschengemachte Klimawandel sei ungerecht, menschenrechtswidrig und friedensgefährdend, sagte Lienkamp, der als ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet die Deutsche Bischofskonferenz in Umweltfragen berät. Der Klimawandel stelle eine umfassende Gefährdung der Lebensgrundlage der Menschheit dar. Sie selbst sei mit fast einhundertprozentiger Wahrscheinlichkeit für die Erderwärmung verantwortlich, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts festzustellen sei, erläuterte Lienkamp. 2014 sei seit 15 Millionen Jahren das Jahr mit der höchsten CO2 Konzentration. Als Ursachen gelten u.a. der Anstieg fossiler Brennstoffe, die Zunahme industrieller Emissionen, der rasante Anstieg der Weltbevölkerung, die Zunahme des Energieverbrauchs und der Viehwirtschaft. „Warum muss jetzt eigentlich der Saal erleuchtet sein,“ unterbrach er seinen Vortrag. Stromsparen fange überall an. Seine Zahlen waren nicht neu, selbst die Tatsache, dass die zehn größten Containerschiffe genauso viel CO2 ausstoßen wie die gesamte PKW-Flotte weltweit, ist seit Jahren bekannt. Und dennoch, man muss sich diese Zusammenhänge immer wieder bewusst machen.

Die Folgen des Klimawandels werden vor allem zu Lasten der armen Länder gehen, zeigte sich der Umweltethiker sicher. Das Abschmelzen der Polkappen werde einen Anstieg der Meeresspiegel um bis zu 1,80 Meter verursachen und Millionen Menschen die Lebensgrundlage nehmen, Klimazonen verschieben sich, Hunger und Elend aufgrund extremer Wetterbedingungen nehmen zu. Keine Hirngespinste, sondern reale Szenarien. Europa hat es z.B. selbst erlebt  im Supersommer 2003 mit ca. 70.000 Hitzetoten. „Solche Sommer werden wir in Zukunft öfter bekommen“, warnte Lienkamp. „Die armen und am meisten betroffenen Länder des Südens können dafür aber niemanden verklagen“, sagte er. „Der Klimawandel ist eine subtile Form von Menschenrechtsverletzung“, habe 2002 Mary Robinson, UN-Kommissarin für Menschenrechte, gesagt. Er schaffe nicht nur Ungerechtigkeit, sondern auch Unfrieden. Nur wenig von der Weltöffentlichkeit wahrgenommen habe auch der Weltsicherheitsrat 2007 darauf hingewiesen, dass die Folgen des Klimawandels den Weltfrieden gefährden würden.

Politische Forderungen gebe es genug, sagte Lienkamp. So dürfe bis zum Ende des Jahrhunderts der Meeresspiegel nur um einen Meter und die Temperatur der Erde maximal um zwei Grad steigen. So wie es jetzt aussehe, steige sie aber um 5,4 Grad. Um ein solches Ziel zu erreichen, müsste z.B. in den Industrieländern den jährliche Pro-Kopf Ausstoß an CO2 bis 2050 von neun auf eine Tonne reduziert werden, konkretisierte er. Möglich wäre das nur durch drastisches Energiesparen, eine Abkehr von Braun- und Steinkohle, bessere Speichertechniken, Stopp der Waldvernichtungen bei gleichzeitigen Aufforstungen,  der Abschaffung klimaschädlicher Subventionen, durch neue Technologien und vor allem Armutsbekämpfung.

Die Kirche müsse sich hier politisch einmischen, hatte schon Papst Benedikt XVI. gefordert. Diese Forderung gab Lienkamp an seine Zuhörer weiter. „Sie müssen sich in Ihren Schulen für dieses Thema einsetzen. Wir sollten nicht länger damit zögern. Wir sind die letzte Generation, die den Klimawandel noch verhindern kann“, zitierte er den ehemaligen amerikanischen Vizepräsidenten Al Gore.

Ludger Heuer/ Pressestelle Bischöflich Münstersches Offizialat