Was klingt wie der Beginn eines aufregenden Jugendromans, ist tatsächlich Teil eines Arbeitsblatts des neuen Lernprogramms „Lesen macht stark.“ Mit dem Programm will das niedersächsische Kultusministeriums Schülern mit Leseschwäche über altersgerechten Texte mehr an das Lesen heranführen und so ihre Lesekompetenz stärken.
Internationale Bildungsstudien hatten hier in bei deutschen Schülern immer wieder Defizite aufgedeckt. „Lesen macht stark“ soll dem entgegenwirken. Schleswig-Holstein macht es seit einigen Jahren erfolgreich vor. Zum neuen Schuljahrbeginn ist das Programm auch in Niedersachsen eingeführt. Für die dreijährige Pilotphase konnten sich 150 Schulen anmelden, unter ihnen einhundert Grundschulen und 50 weiterführende Schulen. Im Landkreis Cloppenburg sind es neben der kirchlichen Marienschule noch die IGS Barßel, die OBS Bösel und die Hauptschule Gutenbergschule Löningen, wissen Frauke Gerdes und Theresa Nienaber, die das Programm an der kirchlichen Oberschule in Cloppenburg betreuen.
In den nächsten zwei Jahren lassen sie sich an fünf Tagen in Osnabrück zu Lese-Coaches ausbilden. „Beginnen werden wir mit den Klassen 5,“ erzählt Frauke Gerdes. Im Laufe der nächsten Jahre erstreckt sich das Programm auch in die höheren Jahrgänge und soll in allen Fächern eingesetzt werden. „Eine gute Texterfassung ist nicht nur für das Fach Deutsch wichtig, sondern für alle Fächer,“ sagt die Lehrerin, die Gesellschaftswissenschaften, Englisch und Religion unterrichtet und die Schulbücherei betreut. Jedes Kind bekommt einen umfangreichen Ordner mit Texten und Leseproben, der in der Schule bleibt. Dabei geht es nicht nur um den Piraten Jack Sparrow, sondern auch um die Liebe, einen Rapp oder den HSV. Ob das gut geht, wird sich zeigen, denn „in meiner Klasse saßen heute mehrere Jungs mit Bayern-Trikot“, lacht ihre Kollegin Theresa Nienaber. „Ich bin eigentlich Werder Fan“, wirft Gerdes ein.
Dass mit dem Programm regelmäßig eine Diagnostik verbunden ist und sich immer dokumentieren lässt, wo das Kind steht, freut Gerdes, die neben ihrer Funktion als Lehrkraft auch eine Ausbildung zur Sonderpädagogin hat, besonders. „Darin sehe ich einen großen Mehrwert“. Wenn die beiden Lehrerinnen ihren ersten Fortbildungsabschnitt in Osnabrück absolviert haben, werden sie die Lesemappen, die alle schon bereitliegen, an die Kinder verteilen. Dann heißt es Segel setzen mit den Piraten oder rappen für den HSV. Oder für Bayern München. Oder für Werder Bremen. Hauptsache rappen.
Ludger Heuer