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24. Februar 2021

Man bekommt in dem Beruf viel zurück

Berufsfachschule Pflege wollte im letzten Jahr Jubiläum feiern

Der Pflegeberuf sei ein toller und vielfältiger Beruf, der einen extrem fordere, sagt Stefan Thierbach. Aber Pflegekräfte bekämen viel zurück und würden täglich sehen, was sie Sinnvolles tun. Thierbach muss es wissen. Der 43jährige Lohner, der nach einer Krankenpflegeausbildung Pflegepädagogik studierte und 2005 als Lehrkraft an die Berufsbildenden Schulen Marienhain kam, leitet hier seit fünf Jahren den Fachbereich Pflege. 1990 war er gegründet worden. Im vergangenen Jahr sollte eigentlich Jubiläum gefeiert werden. Corona ließ alle Vorbereitungen platzen. Thierbach sieht seinen Fachbereich dennoch auf einem guten Weg.

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Stefan Thierbach (l.) leitet an der BBS Marienhain den Fachbereich Pflege.

In drei Jahrgängen gehören ihm ca. 70 Schülerinnen und Schüler an. Die meisten sind Frauen. Alle befinden sich im dualen System - sie sind im Angestelltenverhältnis in einer Einrichtung und absolvieren die Schule berufsbegleitend. Für die meisten ist es eine Erstausbildung. Es gibt aber auch die ehemalige Pflegeassistentin, den Heizungsinstallateur, den Tischlermeister oder die Bürokauffrau. Auch Menschen, die über das Mittelmeer nach Europa geflüchtet sind. „Wir haben hier alle Lebensumstände und Altersgruppen. Ältere machen das Schulleben bunter,“ erlebt es Thierbach.

Aufgrund des steigenden Bedarfs an Pflegekräften hatten die Schwestern Unser Lieben Frau 1990 als damaliger Schulträger den Antrag auf Gründung des Fachbereichs gestellt. Pflege passte außerdem gut zu den schon vorhandenen sozialpflegerischen Berufsausbildungen der Schule. Das Arbeitsbild hat sich seitdem komplett verändert. Seit dem letzten Jahr sind in Deutschland zudem die Ausbildungen für Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege zusammengelegt worden. Das Ziel waren vergleichbare Ausbildungen und Entlohnungen. Die dreijährige Ausbildung ist europaweit anerkannt, examinierte Kräfte können sich über alle Grenzen hinweg bewerben. Ausbildung und Einsatz konzentrierten sich immer mehr auf pflegerische Tätigkeiten. „Pflege macht Pflege, Betreuung macht Betreuung“, lautet die Devise. Die Gestaltung des Tages mit gemeinsamem Essen, Basteln, Kochen, Singen und Musikzieren, mit Ausflügen oder Gedächtnistraining ist nicht mehr Teil des Lehrplans und wird in der Praxis inzwischen von eigenen Betreuungskräften übernommen.

Nach der Ausbildung brauche es jedoch eine zusätzliche Spezialisierung in einem der drei Fachgebiete. Hier bestehe Handlungsbedarf, sagt Thierbach in Richtung Gesetzgeber. Und auch bei der Bezahlung bestehe nach wie vor eine Schieflage. Denn aufgrund der besseren Refinanzierung der Krankenpflege seien die Löhne dort noch höher als in der Altenpflege. Das Berufsfeld Pflege sei mit der Vereinheitlichung der Ausbildung aber interessanter geworden. Absolventen haben mehr Möglichkeiten. Sein Fachbereich arbeitet mit 54 Einrichtungen aus den Bereichen ambulante und stationäre Altenhilfe, Hospizbetreuung, Psychiatrie, mit Demenzzentren und heilpädagogischen Kindergärten zusammen. „Das lockt natürlich,“ hat Thierbach beobachtet. Schon im ersten Jahr seien die Zahlen gestiegen, auch wenn Corona viel verhagelt habe.

Thierbach muss noch etwas loswerden: „Wenn man auf Dauer qualifizierte Pflegekräfte haben will und der Beruf interessant bleiben soll, muss die Politik für entsprechende Arbeitsbedingungen sorgen. Es geht nicht immer darum, dass Pflegekräfte mehr Geld bekommen, sondern dass sie Zeit haben, ihre eigentliche Arbeit zu machen. Und das ist die Pflege und Versorgung von Menschen. Diese Zeit wird ihnen durch Vorgaben in Budgets und Personalschlüssel oft genommen.“ Aber es lohne sich, für diesen Beruf zu kämpfen. „Die Leute, die diesen Job machen, sind etwas Besonderes.“

Ludger Heuer