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29. März 2023

Unendlich viele Möglichkeiten und Fake News

Künstliche Intelligenz wird Schulalltag verändern

Seit November 2022 sind Begriffe wie „Künstliche Intelligenz“ und die Software ChatGPT in aller Munde. Berichte über Möglichkeiten, Auswirkungen und Gefahren der neuen Technologie überschlagen sich täglich. Viele Menschen sind fasziniert und gleichzeitig schockiert. In Schulen und Universitäten ist KI schnell eingezogen, viele Lehrkräfte und Schüler arbeiten schon damit. Die Schulstiftung St. Benedikt hat jetzt eine schulübergreifende Fortbildung zu dem Thema veranstaltet. Ca. 40 Lehrkräfte nahmen in der Liebfrauenschule Vechta daran teil.

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Ca. 40 Lehrkräfte der Schulstiftung St. Benedikt nahmen an der KI-Fortbildung teil

„ChatGPT und Co haben einen unmittelbaren Einfluss auf die Lern- und Prüfungskultur in Schulen,“ sagte Referent Hendrik Haverkamp, am Evangelisch Stiftischen Gymnasium Gütersloh zuständig für die Koordination der Digitalität. Der Deutsch- und Sportlehrer gilt als einer der Pioniere in Sachen ChatGPT. Schon im letzten Oktober, d.h. vor dem öffentlichen Start der Software, hatte er sie im Rahmen einer Klassenarbeit eingesetzt und damit bundesweit Aufmerksamkeit erzeugt.

„Sie können ChatGBT gar nicht verhindern,“ machte er seinen Zuhörern klar. An seiner Schule würden inzwischen alle Schüler damit arbeiten. Als Vorsitzender des Instituts für zeitgemäße Prüfungskultur rät Haverkamp, ChatGPT zuzulassen statt zu verbieten. Mit KI lassen sich fast perfekte Texte zu allen erdenklichen Themen und in allen Sprachen erstellen. Und das in Sekundenschnelle. „Aber nicht alles davon stimmt,“ warnte Haverkamp. „Es ist manchmal auch Quatsch dabei.“ Denn zum einen stamme das weltweit eingepflegte Material aus Milliarden von Texten und Bildern aus der Zeit bis 2021 und berücksichtige keine aktuellen Entwicklungen, zum anderen sei es noch stark von westlicher Kultur und Sichtweise geprägt. Manchmal gebe das System in höflichem Ton zu, dass es eine Antwort nicht geben könne, manchmal aber erfinde es auch eine, die sogar plausibel klinge und nicht immer als Fake zu erkennen sei. Selbst Quellen können erfunden werden. Doch das System lerne schnell hinzu, alle paar Monate kämen neue Versionen auf den Markt. Die Schüler müssten daher dafür sensibilisiert werden, dass sie die Verantwortung für die Richtigkeit des generierten Materials übernehmen.

Das Angebot ergänzender Tools wächst in atemberaubender Geschwindigkeit. Alleine in einem Teilbereich waren am Tag der Fortbildung schon 13 neue Tools erschienen, konnte Haverkamp online zeigen. Texte, Musik, Bilder, Töne – alles möglich. ChatGPT ersetzt nicht das Lernen, aber es kürzt viele Routinen ab. Auch Lehrkräfte können damit – bei aller gebotenen Vorsicht - schneller Unterrichtsmodule oder Klassenarbeiten vorbereiten.

Lassen sich mit ChatGPT generierte Texte als solche erkennen? Immerhin muss in Zukunft damit gerechnet werden, dass ganze Facharbeiten, Hausarbeiten oder Referate mit der Software erstellt werden. „Kaum“, räumte Haverkamp ein. Die Schüler können mit einem Tool einen Text im englischen schreiben lassen, ihn von einem anderen Tool in jede beliebige Sprache übersetzen und mit Hilfe eines dritten Tools mit jahrgangstypischen Fehlern versehen lassen. „Da können sie nicht mehr erkennen, oder der Text von einem Schüler oder der KI stammt.“ Kontrolltools seien noch zu unzuverlässig. „Da können Sie auch würfeln, was stimmt.“

Wichtig sei es daher, Rechtssicherheit zu bekommen. Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen hätten schon Richtlinien für den Schulgebrauch erlassen, in Niedersachsen seien sie in Vorbereitung. „Unabhängig davon aber wird die Zahl der Fake News dramatisch steigen“, gab Haverkamp seinen Zuhörern mit auf den Weg.

Ludger Heuer