Um solche Fragen ging es bei der zweitägigen Präventionsschulung auf dem BDKJ-Jugendhof, an der 13 Lehrkräfte der BBS Marienhain und der Liebfrauenschule Vechta teilnahmen. Die Katholischen Freiwilligendienste im Oldenburger Land führen solche Schulungen regelmäßig für die Schulstiftung St. Benedikt durch.
Sexueller Missbrauch kann überall geschehen, machen die Referentinnen Jennifer Falkenau und Christin Abeln klar. In der Kita, in Familien, Sportvereinen, in der Kirche, einem Jugendtreff und auch in der Schule. Als Grenzverletzungen gelten alle Verhaltensweisen gegenüber Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die deren persönliche Grenzen überschreiten. „Es ist wichtig, andere darauf aufmerksam zu machen, wenn eigene Grenzen verletzt werden und gleichzeitig sensibel zu sein für die Grenzen anderer“, hören die Lehrkräfte.
Die Fortbildung trifft den Nerv. „Ich bin stark sensibilisiert worden. Sei es bei Themen wie der Notengebung oder der Art der Beziehungsgestaltung,“ sagt Yvonne Moormann (45) von der BBS Marienhain. Kindeswohl kann schon im Kleinen beginnen, hat ihre Kollegin Carolin Kaiser (30) gelernt. Ein Übermaß an Fürsorge kann auch eine Vernachlässigung sein, weil das Kind sich dann nicht entfalten kann und immer von den Eltern abhängig bleibt. „Man denkt bei vielen Dingen gar nicht, dass sie grenzüberschreitend sind. Man denkt, man habe alles schon im Studium gelernt, und wir sprechen selbst mit Schülerinnen darüber. Doch in der Fortbildung wird schnell klar, dass nichts klar ist“, gesteht sie ein. Die Schulung findet sie daher sehr sinnvoll. Die Fortbildung habe ihm viele Anregungen für seinen Unterricht gegeben, bestätigt auch Jan Niermann (29) von der Liebfrauenschule Vechta. Als Biologielehrer hat er mit Sexualerziehung zu tun. „Wir haben einen gut gefüllten Rucksack mitgenommen mit vielen Themen, die uns vorher so nicht bewusst waren.“
Ludger Heuer
Foto (Heuer): Referentin Christin Abeln bespricht mit Lehrkräften die Grenzen der Macht.